MOBILITÄT
Im Zuge der Projektarbeit wurde deutlich, dass eine separate und explizite Betrachtung dieses Handlungsfeldes für die Innenstadt bzw. das Herauslösen aus einem ganzheitlichen Mobilitätskonzept für die Landeshauptstadt Erfurt nur sehr begrenzt erfolgen kann. Zielführender erscheint der Ansatz, mobilitätsbezogene Anforderungen quartierbezogen unter Einbezug der relevanten Akteure zu verhandeln.
Darüber hinaus bleibt zu erwähnen, dass zum Thema Mobilität bereits zahlreiche Konzepte vorliegen und aktuell auch fortgeschrieben werden (vgl. u. a. Verkehrsentwicklungsplan im Zusammenhang mit Zuwegung, Weiterentwicklung des Nahverkehrsplans, Begegnungszone Innenstadt etc.). Viele der in der Umfrage genannten Anforderungen an die künftige Ausgestaltung der Mobilität in der Innenstadt werden u. a. im Konzept „Begegnungszone Innenstadt“ bereits thematisch aufgegriffen und weiterführend behandelt.
Im Rahmen der qualitativen Analysen wurde immer wieder deutlich, dass der breite Nutzungs-Mix der Erfurter Innenstadt (Gewerbe, Wohnen, Gastronomie etc.), der grundsätzlich positiv und zukunftsorientiert zu bewerten ist, z. T. diametral entgegengesetzte Anforderungen hinsichtlich der Mobilität produziert. Beispielhaft hierfür stehen u. a. die Wortmeldungen einer Innenstadtbewohnerin mit vier schulpflichtigen Kindern, die in ihrem Alltag auf die Nutzung eines eigenen Pkws angewiesen ist, und des Studenten, der eine zeitnahe Realisierung einer autofreien Innenstadt einfordert. Folglich bedarf es Maßnahmen, die für ein verständnisvolles und rücksichtsvolles Miteinander aller Verkehrsteilnehmerin der Innenstadt werben. Es sollte klar kommuniziert werden, dass eine multifunktionale Erfurter Innenstadt auch ein heterogenes Mobilitätskonzeptimpliziert und folglich auf Kompromissen beruht.
Neben der kommunikativen Arbeit sollte die konzeptionelle Arbeit die bereits genannte Behandlung von Mobilitätsthemen auf der „Mikro-Ebene“, also in den Innenstadtquartieren, aufgreifen. So könnte sukzessive Schritt für Schritt ein „Mikro“-Verkehrskonzept nach dem anderen verhandelt und umgesetzt werden. Denkbar und empfehlenswert wäre auch hier ein partizipativer Ansatz, der möglichstallen Formen der Mobilität Rechnung trägt und die gerade in diesem Handlungsfeld immanenten Konflikte wie beispielsweise Verkehrsdruck durch das Aufeinandertreffen von vielen Verkehrsarten auf kleinem Raum (bspw. Lange Brücke) entweder moderiert oder/und auf den größten gemeinsamen Nenner bringt. Ebenfalls zu integrieren wäre die Thematik „Logistik/Letzte Meile“. Um dies zu erreichen, wird die Bildung einer quartierbezogenen Interessensgemeinschaft und deren kommunikative Begleitung empfohlen.
Speziell auf die Anliegen der Radfahrer und den gezeigten Zusammenhang dieses Mobilitätsaspekts mit der wahrgenommenen Zukunftssicherheit der Innenstadt insgesamt soll hier noch eine Empfehlung zur Priorisierung bereits bestehender Pläne abzielen: eine tiefergehende Bedarfsanalyse zur Erreichbarkeit der Innenstadt per Fahrrad hinsichtlich Wegführung und Abstellmöglichkeiten. Diese Analyse als Grundlage für zukünftige Planungen ist Teil der aktuellen Arbeit der AG Mobilität in Zusammenarbeit mit dem Radverkehrsbeauftragten und dem Amt für Verkehrsplanung der Stadt Erfurt und wird aus Sicht des Innenstadtprofilierungskonzepts unterstützt.